Was Jesus vorschwebt ist…


Was Jesus vorschwebt,
ist,
dass wir den Weg des anderen nicht zu kennen brauchen und auch objektiv nicht kennen.
Das einzige, was wir tun sollten,
ist, den anderen zu begleiten,
dahin, wohin er selbst gehen möchte,
um nach Hause zu kommen.
In den Stunden, wo es dunkel wird und wo er Angst hat, keinen Weg mehr sieht und sich allein fühlt,
braucht er uns an seiner Seite.
Nicht weil wir es besser wüssten für ihn,
aber weil wir gemeinsam und vier Augen besser sehen als er allein mit angstverwirrten Augen.
Das ist für mich das ganze Christentum.
Keine Lehre, aber eine Form,
aus Vertrauen zu leben und miteinander zu sein.
Wir müssten sie uns aneignen,
fühlsamer, poetischer –
getragen von der Weite des Herzens,
und wir müssten weg von dem Intellektualismus
der patriarchalischen Enge und Angst,
die wir vor uns selbst haben
und deshalb andere vor uns haben.

Eugen Drewermann